Wahlprüfstein Bundestagswahl 2025
Deutscher Fußball-Bund e.V.
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Die Zuständigkeit für den Sport liegt derzeit beim BMI, wo der Sport mit anderen wichtigen Themen, wie innere Sicherheit konkurriert. Wie wollen Sie sicherstellen, dass die Interessen des Sports ausreichend berücksichtigt werden, und fordern Sie, einen eigenen Staatsminister für Sport einzusetzen?
Die Interessen der Menschen, die Sport treiben, müssen besser berücksichtigt werden. Die Linke fordert schon seit vielen Jahren die Aufnahme des Sports und der Kultur als Staatsziele ins Grundgesetz. Das Bundesinnenministerium ist – das beweist die Praxis – der falsche Ort für den Sport und seine Förderung auf Bundesebene. In der Bundesregierung sollte künftig für den Sport ein/e Staatsminister/in im Kanzleramt (analog zur Kultur) oder ein Bundesministerium für Kultur, Sport und Tourismus zuständig sein.
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Seit Jahren gibt es einen Investitionsstau beim Neubau und der Sanierung der 44.000 Fußballplätze in Deutschland. Zahlreiche Kinder müssen von Vereinen abgewiesen werden. Unterstützen Sie ein Förderprogramm für Sportstätten und sind Sie bereit, dafür eine ausreichende Summe pro Jahr bereitzustellen?
Der Investitionsstau muss aufgelöst werden: Wir wollen massive öffentliche Investitionen in Soziales, Bildung, Gesundheit, Klimaschutz und auch in die Sportinfrastruktur. Die Linke teilt die Einschätzung des DFB und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zur dramatischen Situation bei den Sportstätten und Schwimmbädern in Deutschland. Bereits mit dem Antrag „Dritter Goldener Plan Sport – 10 mal eine Milliarde für Sportstätten in Deutschland“ (Drs. 19/20035 vom 16.06.2020) hatte die Bundestagsfraktion DIE LINKE einen konkreten Vorschlag zum Abbau des Sanierungsstaus und zum Neubau von Sportstätten vorgelegt, welcher auch auf breite Zustimmung beim DOSB, den Sportverbänden und in den Kommunen stieß. Mit dem Antrag „Bundessanierungsprogramm SOS-Seepferdchen für Schwimmbäder auflegen“ (Drs. 20/12106 vom 03.07.2024) gibt es einen aktualisierten Vorschlag, laut dem sich der Bund in den kommenden 15 Jahren jeweils mit mindestens einer Milliarde für Investitionen bei Sportstätten und Schwimmbädern beteiligt. Für diesen Vorschlag engagieren wir uns auch nach der Bundestagswahl.
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Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Die Vereine unterstützen dieses Ziel. Aber die Investitionen in die energetische Sanierung von Vereins- und Funktionsgebäuden werden existenzbedrohend. Werden Sie die Dekarbonisierung im Sport durch zusätzliche Fördermittel für die Vereine unterstützen?
Die Auswirkungen der globalen Erwärmung sind längst auch in Deutschland zu spüren. Durch Hochwasser oder Überschwemmungen waren - wie in Frankfurt/Oder, Dresden oder zuletzt in Bayern über 40 Fußballplätze - nicht mehr bespielbar. Wir wollen Deutschland bis 2040 klimaneutral machen. Die „Dekarbonisierung“ im Sport bzw. die energetische Sanierung der Sportstätten inklusive der Vereinsgebäude sind neben der Schaffung von Barrierefreiheit der Schwerpunkt der Forderungen der Linken bei der Sanierung der Sportstätten und Schwimmbäder (siehe Frage 2.). Darüber hinaus sollten andere Förderprogramme des Bundes zur energetischen Sanierung von Gebäuden auch für Gebäude, die sich im Eigentum von Sportvereinen befinden, zugänglich sein.
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Rund 95 Prozent der Fußballvereine sind gemeinnützig und werden ehrenamtlich geführt. Sie leiden seit Jahren unter der Last bürokratischer Anforderungen, die das Ehrenamt zunehmend unattraktiv machen. Wie planen Sie das Ehrenamt attraktiver zu machen und die Bürokratielast abzubauen?
Gerade auch Menschen ohne bzw. mit geringem Einkommen können sich eine ehrenamtliche Arbeit nicht leisten. Hier sind nicht nur Steuererleichterungen, sondern direkte unbürokratische Aufwandsentschädigungen und Zuschüsse erforderlich. Die Linke teilt grundsätzlich die Forderungen des DFB in ihren Punkten 5 (Gemeinnützige Vereine steuerlich entlasten), 6 (Verwaltungslasten für Vereine reduzieren) und 8 (Nachhaltige Finanzierung der Freiwilligendienste sicherstellen). Notwendig ist auch eine auskömmliche Förderung der Sportvereine, um durch angemessenes „Hauptamt“ das „Ehrenamt“ zu unterstützen, anstatt immer mehr Aufgaben durch Personalabbau auf ehrenamtliche Kräfte zu verlagern. Sinnvoll ist aus unserer Sicht auch die Nutzung von „Bildungsurlaub“ für die Aus- und Weiterbildung von Übungsleiter/innen, Schiedsrichter/innen und anderen ehrenamtlich im Sport aktiven Mitgliedern in allen 16 Bundesländern.
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Sport wirkt sich positiv auf die Entwicklung von Kindern aus. Aber die meisten Kin-der bewegen sich zu wenig, weil Schulsport oft zu kurz kommt und Kinder durch Lärmschutzregelungen auf Sportanlagen eingeschränkt werden. Wie wollen Sie den Schulsport stärken und die Lärmschutzregelungen anpassen?
Die Linke fordert mindestens drei Stunden Sportunterricht pro Woche in allen Klassenstufen, besser wäre eine tägliche Sportstunde, wie es in anderen Ländern durchaus üblich ist. Dafür müssen entsprechende moderne und barrierefreie Sportstätten sowie qualifizierte Sportlehrerinnen und -lehrer zur Verfügung stehen. Und wir fordern einen Schwimmunterricht, der gewährleistet, dass alle Kinder zum Ende der Grundschule sicher schwimmen können, also das Schwimmabzeichen Bronze erworben haben.
Die Lärmschutzregelungen für Sportanlagen müssen dahingehend angepasst werden, dass Kinder und Jugendliche hier genauso Sport treiben können, wie in Kindertageseinrichtungen oder auf Spiel- und Ballspielplätzen.
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Etwa 4.000 Menschen sind über Freiwilligendienste im Sport tätig. Die Freiwilligen erwerben dabei neue Fähigkeiten und Fußballvereine gewinnen Ehrenamtliche, die ihnen oft dauerhaft verbunden bleiben. Wie wollen Sie die Freiwilligendienste langfristig finanziell absichern?
Die Linke teilt die Forderung des DFB, die Freiwilligendienste mit Bundesmitteln langfristig und nachhaltig zu finanzieren, um Planungssicherheit für die Vereine zu schaffen. Wir wollen die Attraktivität der Freiwilligendienste durch eine breite Anerkennungskultur und Vergünstigungen für die Freiwilligen steigern.
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Durch den Verkauf von Medien- und Vermarktungsrechten können sich Sportveranstalter wesentlich eigenfinanzieren. Die Verwertung eigener Rechte ist jedoch häufig durch internetbasierte Geschäftsmodelle gefährdet. Was wollen Sie gegen Internetpiraterie und überteuerte Tickets beim Weiterverkauf tun?
Die Linke teilt die Sorgen der Menschen hinsichtlich der Entwicklungen bei der medialen Verwertung von Sportveranstaltungen sowie hinsichtlich des Handels mit Tickets. Ursache sind nach unserer Auffassung aber nicht nur ungenügende Regelungen seitens des Gesetzgebers, sondern auch die zunehmende Kommerzialisierung und Profitorientierung des Sports durch Sportverbände und -vereine sowie in dem Bereich tätige Unternehmen bzw. Verwertungsgesellschaften.
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Der „Sportsommer 2024“ war ein großer Erfolg. Er hat gezeigt, dass internationale Sportgroßveranstaltungen zu mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft und zu mehr Interesse an Fußball und Sport führen. Werden Sie zukünftige deutsche Bewerbungen politisch und finanziell unterstützen?
Nein. Solange Bund, Länder und Kommunen in Deutschland keinen vernünftigen Schulsport und Schwimmunterricht absichern können und die Sportstättensanierung nicht endlich voranbringen, wird sich Die Linke nicht für weitere deutsche Olympiabewerbungen engagieren. Wir kritisieren, die Gigantomanie der Bundesregierung bei Sportevents wie den European Championships 2022 in München, den Invictus Games 2023 in Düsseldorf oder der Fußball-EM der Männer 2024, während für andere Sportveranstaltungen deutlich weniger Geld und Engagement des Bundes eingesetzt wird.
Voraussetzung für eine Zustimmung der Linken für eine erneute Bewerbung muss ein Konzept sein, mit dem die Missstände im Schul-, Breiten-, Gesundheits- und auch Spitzensport vor der Ausrichtung von Olympischen und Paralympischen Spielen beseitigt werden können. „Sport für alle“ darf keine leere Floskel bleiben. Und es muss garantiert werden, dass unabdingbare Mehrkosten durch solche Spiele nicht zu Lasten anderer Sportbereiche gehen.