Wahlprüfstein Bundestagswahl 2025
GEW
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Welche Strategie hat Ihre Partei gegen den eklatanten Investitionsstau im Bildungssystem sowie für die dringend notwendigen konsumtiven Bildungs- und somit Zukunftsausgaben?
Die Linke will ein 100-Mrd.-Euro-Sondervermögen als Soforthilfe. Einen bundesweiten Sozialindex soll Mittel gezielt an Schulen mit hohem Unterstützungsbedarf verteilen. Grundsätzlich wollen wir die bessere Finanzierung der Länder und damit des Bildungssystems über eine Vermögensteuer sicherstellen. Wir fordern die vollständige Abschaffung des Kooperationsverbots. Investitionen in Bildung soll nicht mehr von der Schuldenbremse verhindert werden, grundsätzlich wollen wir die Schuldenbremse abschaffen.
Konkret wollen wir 177 500 zusätzliche Lehrkräfte und 200 000 Erzieher*innen. Die Schulsozialarbeit wollen wir über ein Bundesprogramm verstetigen. Alle Schüler*innen sollen kostenfreie Verpflegung und Lernmittel erhalten.
Unser Ziel ist ein inklusives Bildungssystem, in dem soziale Herkunft keine Rolle spielt. Dafür braucht es auch strukturelle Reformen wie längeres gemeinsames Lernen und den flächendeckenden Ausbau von Ganztagsschulen.
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Welche Maßnahmen planen Sie, um das zunehmende Auseinanderdriften der Schere zwischen Arm und Reich (in Abhängigkeit der sozialen und finanziellen Lage der Familie) bei der Bildungsgerechtigkeit und somit Chancengleichheit entgegenzuwirken?
Wir wollen ein Bildungssystem, das soziale Unterschiede ausgleicht, statt sie zu verstärken. Dafür fordern wir gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Hochschule. Wir wollen eine ganztägige Gemeinschaftsschule, die alle Abschlüsse anbietet. Hausaufgaben außerhalb der Schule wollen wir abschaffen. Sie übersetzen soziale Ungleichheit der Elternhäuser in Schulerfolg. Wir wollen 100 000 zusätzliche Lehrkräfte für kleinere Klassen. Ein Mehr-Pädagog*innen-System mit Lehrkräften, Sozialarbeiter*innen und Psycholog*innen soll individuelle Förderung sicherstellen. Das Bildungssystem soll von der Kita bis zur Hochschule gebührenfrei und durchlässig sein. BAföG soll elternunabhängig und existenzsichernd und als Vollzuschuss gewährt werden. Ausbildungen brauchen eine Mindestausbildungsvergütung (80 % der tariflichen Durchschnittsvergütung). Schulgeld soll entfallen. Wir kämpfen für bezahlbaren Wohnraum, auch in Wohnheimen. Bildung darf nicht an zu hohen Mieten scheitern.
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In welcher Form setzen Sie sich für eine Neuaufstellung der Zusammenarbeit zw.Bund, Ländern & Kommunen im Bildungsbereich ein? Wird ein gesamtgesellschaftlicher Prozess unter Beteiligung von Bildungsorganisationen, Gewerkschaften, Vertretungen von Schüler*innen-, Studierenden-&Eltern berücksichtigt?
Der Zugang zu Bildung darf nicht von der Finanzkraft einzelner Kommunen oder Länder abhängen. Bildung muss für alle gewährleistet werden. Die Linke will einen gesamtgesellschaftlichen Prozess zur Reform des Bildungssystems unter breiter Beteiligung von Bildungsorganisationen, Gewerkschaften, Schüler*innen-, Studierenden- und Elternvertretungen und Wissenschaftler*innen. Ziel ist es, durch verschiedene Perspektiven die Reform demokratisch zu gestalten.
Wir fordern ein bundesweites Bildungsrahmengesetz, das soziale und personelle Mindeststandards sowie gleiche Rechtsansprüche in allen Bundesländern sichert. Das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in der Bildung wollen wir vollständig aufheben. Stattdessen wollen wir eine umfassende Gemeinschaftsaufgabe Bildung im Grundgesetz verankern. Schüler*innen und Studierende brauchen mehr Mitbestimmung, Hochschulen eine bessere Grundfinanzierung statt Drittmittelabhängigkeit – für Wissenschaftsfreiheit und sichere Arbeitsverhältnisse.
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Welche Maßnahmen planen Sie, um den Fachkräftemangel im Bildungswesen von der Kita, Schule, beruflichen sowie Weiterbildung sowie Hochschule und Forschung entgegenzuwirken? Wie werden Sie Dequalifizierungen verhindern und sich für gute Beschäftigungsbedingungen einsetzen?
Gegen den Fachkräftemangel setzen wir auf zwei Säulen: Wir wollen aufwerten mit besserer Bezahlung und Bedingungen. Und wir wollen eine Ausbildungs- und Lehrkräfteoffensive. Das Ziel: 177 500 Lehrer*innen und 200 000 Erzieher*innen. In der frühkindlichen Bildung fordern wir höhere Löhne und einen besseren, bundeseinheitlichen Betreuungsschlüssel, zur Entlastung. Schulen benötigen praxisnahe Lehrkräfteausbildung, duale Ausbildungsangebote und bessere Anerkennung für Quer- und Seiteneinsteiger*innen. Eine 10%ige Vertretungsreserve und flächendeckend Schulsozialarbeiter*innen und Schulpsycholog*innen sollen die Beschäftigten entlasten und Unterrichtsausfall verringern. An den Hochschulen und in der Weiterbildung wollen wir Dauerstellen für Daueraufgaben mit Tarifschutz. Promotionsstellen sollen mindestens sechs Jahre laufen und genug Zeit für die Dissertation bieten. Steuermittel für Forschung sollen nur an tarifgebundene Einrichtungen gehen und die Grundfinanzierung muss steigen.