Wahlprüfstein Bundestagswahl 2025

ABDA

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Inwieweit unterstützen Sie eine kurzfristig wirksame Erhöhung des Apothekenhonorars zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Grundlagen des Apothekenbetriebs und damit des Apothekennetzes in Deutschland?
Die Linke hat sich immer für eine regelgebundene Dynamisierung des Apothekenhonorars eingesetzt. Einen starren Betrag ins Gesetz zu schreiben und 20 Jahre fast unangetastet zu lassen, wird der Wirklichkeit nicht gerecht. Hier muss jetzt nachgeholt werden. Für die Zukunft müssen neue Aufgaben der Apotheken auch neue Honorarbestandteile erbringen.

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Wie werden Sie in der kommenden Legislaturperiode darüber hinaus die wohnortnahe, flächendeckende und sichere Arzneimittelversorgung durch Apotheken vor Ort in Deutschland stärken?
Die Linke ist die einzige Partei, die sich immer konsequent gegen den Versandhandel, Apothekenketten und Fremdbesitz z.B. durch Aktiengesellschaften oder Equity-Fonds eingesetzt hat. Bei der Arzneimittelabgabe soll wieder die Therapiesicherheit im Fokus stehen. Die Präsenzapotheke braucht eine klare Perspektive für die Zukunft: Welche sind ihre Aufgaben im Gesundheitssystem. Die andauernde, politisch hervorgerufene Unsicherheit ist nicht nur für Investitionen und Betriebsöffnungen schwierig, sondern auch für junge Menschen, die sich eine Tätigkeit in der Apotheke vorstellen können. Wir wollen die Arzneimittelversorgung sichern, indem unter anderem versorgungswichtige Apotheken auf dem Land gesondert gefördert werden. Dafür braucht es zunächst einen Versorgungsatlas, der nach bundeseinheitlichen Kriterien aufzeigt, wo die Versorgung nicht mehr wohnortnah gewährleistet ist und wo künftig Unterversorgung droht.

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Welche Bedeutung messen Sie der Rolle der Apotheken vor Ort als niedrigschwellige Anlaufstelle in der lokalen Gesundheitsversorgung durch die Erbringung zusätzlicher Präventions- und Gesundheitsleistungen bei, wie beispielsweise Impfungen oder Schnelltests auf bestimmte Viruserkrankungen?
Die Corona-Zeit hat bewiesen, dass Apotheken schnell und flexibel ihr Aufgabenspektrum erweitern können. Auch wenn wir die Weiterentwicklung der Präsenzapotheke primär bei neuen arzneimittelbezogenen Aufgaben sehen, stehen wir neuen Kompetenzen wie Impfungen, Tests oder auch public health-bezogene Aufgaben (gate-opener zum Gesundheitssystem, "Seismograph" für Versorgungsprobleme) offen gegenüber.

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Wie möchten Sie die Einbindung von Apotheken vor Ort in die Primärversorgung stärken und die interprofessionelle Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten fördern?
Apotheker*innen sind die Fachleute für Arzneimittel. Wir wollen, dass diese Kompetenz stärker genutzt wird, um die Arzneimitteltherapie besser und sicherer zu machen. Dazu bedarf es viel besserer Kooperation mit den Ärzt*innen, die die Arzneimittel verschreiben, und den Patient*innen und Pflegekräften, die sie letztlich anwenden. Das muss rechtlich ermöglicht und gefördert werden. Wichtig ist dafür auch, dass Apotheken mit den anderen Strukturen des Gesundheitssystems, dem öffentlichen Gesundheitsdienst und natürlich der Patientenvertretung in einer regionalen Gesundheitskonferenz verbunden ist. Wir wollen das Gesundheitssystem wieder als Netzwerk gestalten, in dem Kooperation vorherrscht statt Einzelkämpfertum und Konkurrenz.

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Welche Maßnahmen verfolgen Sie, um den Fachkräftemangel in Apotheken vor Ort zu beheben und den pharmazeutischen Nachwuchs und Neugründungen zu fördern?
Die Linke setzt sich dafür ein, Apotheken eine klare und langfristige Perspektive zu geben. Um Fachkräfte zu gewinnen, braucht es attraktive Arbeitsbedingungen, gute Löhne und verlässliche Zukunftsaussichten. Doch die Bezahlung von Apothekenberufen ist geringer als bei anderen Gesundheitsberufen mit vergleichbarer Qualifikation. Das Apothekensterben ist vielerorts präsent. Das sind Gründe, die für junge Menschen gegen einen apothekenbezogenen Beruf sprechen. Seit 20 Jahren gibt es in jeder Wahlperiode von Grünen über SPD bis Union neue Debatten über eine Abwertung von Apotheken, über die Einführung von Ketten und Fremdbesitz und über weitere bürokratische Auflagen. Wir brauchen eine Kehrtwende in der Apothekenpolitik, um für junge Menschen berufliche Perspektiven in der Apotheke zu schaffen.

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Wie möchten Sie Apothekerinnen und Apotheker von stetig zunehmender Bürokratie entlasten und die Sorge vor Null-Retaxation aus formalen Gründen adressieren?
Die Arzneimittelabgabe ist heute mehr eine Checkliste, wie den Krankenkassen Geld gespart werden kann. Die Versorgung der Patient*innen gerät immer mehr in den Hintergrund. Wenn die Arzneimittelpreise zu hoch sind, ist das ein Versagen in der Arzneimittelpolitik und darf nicht auf die Apotheken abgewälzt werden. Wir wollen die Vorgaben hier deutlich entschlacken, z.B. durch ein Verbot von Rabattverträgen mit Zwangsumtausch und der Parallelimport-Förderung. Apotheken sollten im Fall von Lieferengpässen mehr Möglichkeiten haben, die Patient*innen unbürokratisch mit einem Alternativprodukt zu versorgen. Nicht zuletzt müssen die formalen Anforderungen für den Betrieb einer Apotheke (z.B. Laborausstattung) reduziert werden. Null-Retaxationen aus formalen Gründen gehören abgeschafft. Wer die Patient*innen gemäß der ärztlichen Verordnung versorgt, darf nicht auf den Kosten sitzen bleiben. Die Heilung von Formfehlern muss in Absprache mit der Ärzt*in immer möglich sein.