Wahlprüfstein Europawahl 2024
Flüchtlingshilfe Bonn e.V. (im Namen von insgesamt 5 Organisationen)
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Arbeitskräftemangel gibt es in der EU in vielen Branchen und für unterschiedliche Qualifikationsniveaus. Das Fehlen legaler Migrationswege für Geringqualifizierte ist eine Ursache für unbegründete Asylanträge. Befürworten Sie eine Öffnung von legalen Migrationswegen auch für geringer Qualifizierte?
Ja. Auch gering qualifizierte Menschen sollten die Chance zur Erwerbsmigration erhalten. Das kann und sollte mit Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in Deutschland verbunden sein, damit die Betroffenen Beschäftigungsmöglichkeiten über den Niedriglohnbereich hinaus haben. Klar ist, dass Arbeitgeber diese Migrationswege nicht dazu nützen dürfen, geltende Lohn- und Sozialstandards zu unterlaufen. Verbesserungen muss es auch bei der schnelleren und unkomplizierten Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen und Qualifikationen geben. Viele in Deutschland als "Unqualifizierte" arbeitende Migrant*innen verfügen tatsächlich über großes Wissen, Erfahrung und Fertigkeiten, die lediglich nicht formal anerkannt wurden.
Einwanderungsmöglichkeiten für gering Qualifizierte stellen auch einen Ausgleich dar zur Anwerbung von Hochqualifizierten, die bereits seit langem praktiziert wird. Denn diese kann (muss nicht) dazu führen, dass in den Herkunftsländern dringend benötigte Fachkräfte fehlen (etwa medizinisches Personal), obwohl die hohen Kosten der Ausbildung dieser Menschen von den Herkunftsgesellschaften getragen wurden. Es müssen deshalb Wege gefunden werden, wie die Erwerbsmigration im besten Interesse aller Beteiligten (der Migrierenden, der Aufnahme- und Herkunftsländer) ausgestaltet werden kann.
Themen:
Migration,
Flucht & Asyl