Wahlprüfstein Europawahl 2024
Franz Mensch Klimastiftung gGmbH
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a)Ist verstärkte Förderung erneuerbarer Energien der EU zur Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sinnvoll?
b)Einsatz von Atomenergie als Teil der Energiewende.
a) Wir stimmen voll zu:
Die Erneuerbaren Energien müssen möglichst schnell ausgebaut werden: Bis zum Jahr 2035 muss die Elektrizitätserzeugung in der gesamten EU zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien bestehen. Das kann nur mit wirksamen ordnungspolitischen Maßnahmen und einem historischen Investitionsprogramm erreicht werden. Wir wollen die erneuerbaren Energien möglichst gemeinnützig ausbauen mit Stadtwerken und Bürger*innenenergie, damit für die Bevölkerung produziert wird, nicht für die Profite.
b) Wir stimmen nicht zu:
Die Linke setzt auf eine konsequente Energiewende hin zu erneuerbaren Energiequellen statt falschen technischen Lösungen. Deshalb setzen wir uns für einen europaweiten Ausstieg aus der Atomenergie ein. Atomkraft ist eine unbeherrschbare Risikotechnologie, die im Störfall todbringend ist und über Generationen hinweg Mensch und Umwelt massiv gefährdet. Zudem ist der Strom aus erneuerbaren Energien wesentlich günstiger und Speichertechnologien machen in den letzten Jahren große technische Fortschritte.
Themen:
Frieden
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2. Klima:
a) Wären strengere Umweltauflagen der EU effektiv, um den Klimawandel einzudämmen?
b) Sollte die EU den Kohleausstieg beschleunigen, um die CO2-Emissionen zu senken?
a) Wir stimmen voll zu:
Die EU setzt in der Klimapolitik vor allem auf Anreize wie CO2-Preise und subventioniert Konzerne für Greenwashing – die stoßen weiter den Großteil an CO2 aus und machen Profite. Mehr Mut für einen sozial gerechten und ökologisch nachhaltigen Umbau ist nötig: Wir brauchen klare Vorschriften und Vorgaben, vor allem für Konzerne. Wir müssen besonders die Sektoren umbauen, die bisher keinen Beitrag leisten, um die Klimaziele zu erreichen: Verkehr und Wohnen. In beiden Fällen bremsen mächtige Konzerninteressen den Umbau.
b) Wir stimmen voll zu:
Kohle ist der klimaschädlichste Energieträger. Der Kohleausstieg muss deshalb europaweit sofort beginnen und 2030 abgeschlossen sein. Wir wollen keine neue fossile Infrastruktur: Moderne, klimafreundliche (Stein-)Kohlekraftwerke sind eine Klimalüge. Wir setzen uns dafür ein, die Kohleregionen beim Strukturwandel zu unterstützten und wollen Wirtschafts- und Transformationsräte einsetzen, die über das Geld aus den Transformationsfonds verfügen und den Umbau vor Ort gestalten.
Themen:
Energiepolitik
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3. Ausländer, Integration, Flüchtlinge:
a) Ist eine gemeinsame Asyl- und Migrationspolitik der EU notwendig, um die Integration von Flüchtlingen zu verbessern?
b) Sollten EU-Länder dazu verpflichtet werden, Flüchtlinge entsprechend eines festgelegten Verteilungsschlüssels aufzunehmen?
a) Wir stimmen voll zu:
Wir setzen uns für gemeinsame EU-Vorgaben zur Verbesserung der Integration von Geflüchteten ein, denn wie gut die Integration gelingt, hängt bisher von der Situation in den Mitgliedsstaaten ab. Wir fordern einen EU-Fonds für Willkommenskommunen, der aufnahmebereite Kommunen unterstützt. Sprachkenntnisse, Familienbindungen und individuelle Wünsche von Schutzsuchenden müssen bei der Bestimmung des zuständigen EU-Mitgliedstaats maßgeblich berücksichtigt werden, das erleichtert auch die Integration.
b) Wir stimmen in Teilen zu:
Alle EU-Länder müssen sich verpflichtend an einem solidarischen EU-Aufnahmesystem beteiligen. Die Verteilung nach einem festgelegten Schlüssel ist problematisch – Schutzsuchende sollten nicht gegen ihren Willen auf Länder verwiesen werden, in denen sie rassistische Ablehnung oder gar Obdachlosigkeit fürchten müssen. Die Interessen von Schutzsuchenden bezüglich des Aufnahmelandes müssen maßgeblich berücksichtigt werden. Einen Ausgleich zwischen den Mitgliedstaaten kann es z.B. auf finanzieller Ebene geben.
Themen:
Frieden
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4. Soziales Gefälle:
a) Würden verstärkte Maßnahmen der EU gegen Armut und soziale Ungleichheit in Mitgliedstaaten wirksam sein?
b) Sollte die EU die Einführung von Mindestlöhnen in allen Mitgliedstaaten unterstützen, um das soziale Gefälle zu verringern?
a) Wir stimmen voll zu:
Wir wollen den Sozialstaat überall in Europa stärken und die Unternehmen stärker für die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme in die Pflicht nehmen. Die „soziale Säule“ der EU sollte ein Gegengewicht zur neoliberalen Politik und ihren Folgen schaffen. Aber mehr als jede*r Fünfte in der Europäischen Union ist von Armut bedroht, das sind über 140 Millionen Menschen. Dem stellen wir unsere Vision einer sozial gerechten EU entgegen, in der alle Menschen sozial abgesichert mit guter Arbeit, auskömmlichen Renten und armutsfester Existenzsicherung leben können.
b) Wir stimmen voll zu:
Mehr als 100 Millionen Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor, in prekärer Beschäftigung und sind trotz und mit Arbeit arm. Wir haben im EU-Parlament die Mindestlohnrichtlinie erkämpft, die einen angemessenen Mindestlohn in ganz Europa vorgibt. In Deutschland wären das 2024 14,12 Euro. Deshalb fordern wir, dass der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland auf mindestens 15 Euro steigen muss und jährlich automatisch in Höhe der Inflationsrate erhöht wird. Wir setzen uns außerdem, wie in der Mindestlohnrichtlinie vorgegeben für die Stärkung von Tarifverträgen ein, damit Unternehmen, die untertariflich bezahlen, nicht länger einen Wettbewerbsvorteil haben.
Themen:
Frieden
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5. Renten:
a) Ist eine koordinierte Stabilisierung der Rentensysteme innerhalb der EU notwendig?
b) Sollte die EU eine Angleichung des Rentenalters in den Mitgliedstaaten anstreben?
a) Wir stimmen voll zu:
Für armutsfeste Renten braucht es - neben guten Löhnen und hohen Beschäftigungsquoten - stabile gesetzliche Rentensysteme. Die EU-Kommission und der Rat müssen dafür sorgen, dass in allen Mitgliedsstaaten ein gesetzliches Rentensystem besteht, in dem die Renten den Lebensstandard erhalten und sicher gegen Armut schützen. Für letzteres fordern wir eine europaweite Mindestrente, die oberhalb der Armutsrisikogrenze des jeweiligen EU-Mitglieds liegt. Indem wir die umlagefinanzierten Rentensysteme europaweit stärken, vermindern wir den klimaschädlichen Einfluss der privaten europäischen Pensionskassen, die zu den größten Investoren in fossile Energien weltweit gehören.
b) Wir stimmen in teilen zu:
Wir wollen, dass soziale Standards in den EU-Ländern nur nach oben angeglichen werden (sogen. Aufwärtskonvergenz). Eine Angleichung auf das Renteneintrittsalter von Griechenland, Luxemburg, Slowenien von 62 Jahren fänden wir sinnvoll. Eine EU-weite Angleichung des Renteneintrittsalters würde sich jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit an der deutschen Regelaltersgrenze von 67 Lebensjahren orientieren. Das wäre für viele andere EU-Mitgliedsländer eine Verschlechterung und würde für noch mehr Menschen de facto eine Rentenkürzung bedeuten, da nicht alle Arbeitsbedingungen so gut sind, dass eine Beschäftigung bis 67 möglich ist.
Themen:
Rente
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6. Wirtschaftslage:
a) Würden verstärkte Investitionen der EU in wirtschaftlich benachteiligte Regionen das Wirtschaftswachstum stimulieren?
b) Ist eine einheitliche Steuerpolitik der EU erforderlich, um Steuervermeidung und Wettbewerbsverzerrungen zu bekämpfen?
a) Wir stimmen voll zu:
Mit der Europäischen Struktur- und Förderpolitik soll sozialer Ausgleich zwischen den Regionen erreicht werden. Die Linke setzte auf öffentliche Investitionen für eine sozial und ökologisch gerechte Wirtschaft: Damit wollen wir besonders das Wachstum in strukturschwachen Regionen fördern und regionale Wirtschaftskreisläufe stärken. Wo verbraucht wird, soll auch bevorzugt hergestellt werden. Dadurch werden Lieferketten kürzer und ökologischer. Das sichert lokale Arbeitsplätze und stärkt die Regionen abseits der Metropolen.
b) Wir stimmen voll zu:
Unterschiede in der Steuerpolitik zwischen den EU-Ländern können von multinationalen Unternehmen ausgenutzt werden, um Gewinne zu verlagern und Steuern zu vermeiden. Global agierende Großkonzerne wie Microsoft oder Google zahlen daher oft effektiv niedrigere Steuersätze als KMU. Dies führt zu unfairen Wettbewerbsvorteilen, zu hohen Einnahmeverlusten für die öffentlichen Haushalte und schürt soziale Ungerechtigkeit.
Eine einheitliche Politik in Sachen Unternehmenssteuern wäre wichtig, um Unternehmen gerecht zu besteuern und Steuerflucht und aggressive Steuervermeidungspraktiken zu verhindern. Entscheidend dafür wäre die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips in der EU bei der Unternehmensbesteuerung. Sonst torpedieren Niedrigsteuerländer wie Luxemburg oder Ungarn jeden Fortschritt.
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7. Militärische Ausrüstung:
a) Wäre eine verstärkte Zusammenarbeit der EU-Mitgliedstaaten bei der Beschaffung militärischer Ausrüstung sinnvoll?
b) Sollte die EU ein eigenes Verteidigungsbudget einführen, um ihre militärische Souveränität zu stärken?
a) Wir stimmen nicht zu:
Wir sind u.a. gegen das kürzlich verabschiedete EDIP – also das Programm zur gemeinsamen Rüstungsbeschaffung, als auch den Europäischen Verteidigungsfonds (EVF) -zum einen weil diese, wie auch all die anderen Rüstungsbudgets im EU- Haushalt, gegen Artikel 41.2 des EUV verstoßen, der Maßnahmen mit militärischem Bezug aus dem EU Haushalt verbietet. Zum anderen sehne wir darin lediglich eine riesiges Subventionsprogramm für die Rüstungsindustrie zu Lasten von sozialen Themen und Instrumenten aber auch Bereichen wie Klimapolitik.
b) Wir stimmen nicht zu:
Die EU hat bereits mehrere Budgets für Forschung und Beschaffung im Rüstungsbereich eingerichtet- es gibt eine eigene Budgetlinien "Sicherheit und Verteidigung" unter der die verschiedenen Rüstungsetats zusammengefasst sind. Wie unter a) schon erwähnt, bestehen diese Haushaltslinien entgegen des Artikels 41.2 EUV der dies eigentlich verbietet. Die Förderung von Rüstungsindustrie wird als Industrie- und Wettbewerbsförderung deklariert. Wir lehnen diese Rüstungsfonds ab, weil mehr Kriegsgerät nicht mehr Sicherheit bringt, sondern das Gegenteil. Wir wollen und wir brauchen diese Gelder für soziale Sicherheit und Infrastruktur – bei 95 Millionen Menschen in der EU, die als arm gelten und mehr als 700 000 Menschen die obdachlos sind, liegen die Prioritäten klar auf der Hand. Zudem brauche wir diese Gelder für die sozial-ökologischen Transformation.
Themen:
Frieden
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8. Ukraine-Krieg:
a) Sollte die EU aktiver zur friedlichen Lösung des Ukraine-Konflikts beitragen?
b) Wären schärfere Sanktionen der EU gegen Russland eine angemessene Reaktion auf den Ukraine-Krieg?
a) Wir stimmen voll zu:
Wir brauchen eine EU, die dem Frieden verpflichtet ist. Die Linke will, dass die EU sich für einen Waffenstillstand ohne Vorbedingungen einsetzt, der den Weg zu ernsthaften Friedensverhandlungen mit dem Ziel des Rückzugs der russischen Truppen aus der Ukraine freimacht. Die EU muss endlich die Initiativen zahlreicher Länder wie China, Indien, Brasilien, des Vatikans oder der afrikanischen Staaten aufgreifen und gemeinsam diplomatischen Druck auf Russland ausüben.
b) Wir stimmen in teilen zu:
Die Linke befürwortet gezielte Sanktionen gegen Putins Machtapparat, die Oligarch*innen, den militärisch-industriellen Komplex und den russischen Atomsektor und damit gegen die Fähigkeit zur Kriegsführung. Sanktionen müssen aber klar definierte Ziele haben und enden, wenn diese erfüllt sind. Sanktionen, die sich vor allem gegen die Bevölkerung richten oder zur Verarmung im Globalen Süden beitragen, lehnen wir ab.
Themen:
Frieden