Wahlprüfstein Europawahl 2024

WWF Deutschland

1

Setzt sich Ihre Partei dafür ein, den Green Deal aufrechtzuerhalten, seiner Umsetzung höchste Priorität einzuräumen und stärkere EU-Klima-und Umweltvorschriften zu unterstützen, um die mit dem Green Deal eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen? Absolut/Nein/Ja,aber nicht über den Green Deal hinaus
Absolut. Es braucht in der EU deutlich stärkere EU- und Umweltvorschriften. Allerdings kritisiert Die Linke am „Green Deal“ der EU-Kommission, dass das profitorientierte Paradigma von Wirtschaftswachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Standortkonkurrenz in Europa weiter aufrechterhalten und unter „grünen“ Vorzeichen vorangetrieben wird. So wird der Raubbau von Konzernen und Superreichen an Ökosystemen nicht ausreichend adressiert. Es braucht eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums.Wir wollen Strukturmittel der EU gezielt für den sozialökologischen Umbau einsetzen, um die Menschen und Regionen in der Konversion zu unterstützen: Umbau von Wirtschaft und Verkehr, von Energie und Landwirtschaft.
Themen: Klimaschutz

2

Erreichen vollständiger Klimaneutralität: Welches Niveau der Reduzierung der Netto-Treibhausgasemissionen bis 2040 will Ihre Partei im EU-Recht verankern? 100% /Zumindest 90%/Kein verbindliches Ziel
100%: Die Linke fordert Klimaneutralität in der EU bis 2040. Die EU-Emissionen von klimaschädlichen Treibhausgasen müssen bis 2030 um mindestens 70 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden, bis zum Jahr 2040 um 90 bis 95 Prozent (brutto). Gleichzeitig müssen natürliche CO2-Senken wie Wälder und Moore gestärkt werden. Um sicherzustellen, dass alle Mitgliedstaaten diese Grenze einhalten, soll es verbindliche CO2-Budgets für jeden Mitgliedstaat geben, womit die Pfade zur Reduzierung der Emissionen regelmäßig überprüft werden können.
Themen: Klimaschutz

3

Setzt sich Ihre Partei für die Festlegung kurzfristiger und rechtlich verbindlicher Zieltermine für den Ausstieg aus Kohle (2030), Erdgas (2035) und Erdöl (2040) ein - und zwar in dieser Reihenfolge? Ja/Nein/Ja zum Ausstieg, aber langsamer (rechtsverbindlich, aber weniger strenge Zieltermine)
Ja. Um die EU bis 2040 klimaneutral zu machen, reichen die bisherigen Pläne der EU nicht aus. Der Anteil erneuerbarer Energien am Verbrauch in der EU soll bis 2030 auf mindestens 50 Prozent ansteigen. Die EU-Emissionen von klimaschädlichen Treibhausgasen müssen bis 2030 um mindestens 70 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden. Bis zum Jahr 2035 muss die Elektrizitätserzeugung in der gesamten EU zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien bestehen und möglichst dezentral organisiert sein. Um sicherzustellen, dass alle Mitgliedstaaten diese Grenze einhalten, soll es verbindliche CO2-Budgets für jeden Mitgliedstaat geben.
Themen: Klimaschutz

4

Unterstützen Sie einen neuen Rechtrahmen für nachhaltigere Lebensmittelsysteme gemäß Farm-to-Fork, der sämtliche Gesetze im Sektor unter sich bündelt und das Ernährungssystem der EU auf einen Entwicklungspfad innerhalb planetarer Grenzen lenkt? Ja/Ja, aber ohne quantitative verbindliche Ziele/Nein
Ja. Dafür muss regionale Erzeugung, Verarbeitung und Wertschöpfung gestärkt werden und Vorrang bei der Förderung bekommen: Sie ist umweltfreundlich, gesünder und sozial. Voraussetzung für lebendige ländliche Räume sind lokale Ernährungsstrategien und regionale Kreislaufwirtschaft in Kooperation aller Akteur*innen. Gute Arbeit in der Landwirtschaft muss mit gesetzlichen Mindestlöhnen und fairen Verhandlungen zwischen Landwirt*innen und Einzelhandel sichergestellt, Bodenspekulation, Landgrabbing und Share-Deals verboten werden. Den Einsatz von chemischen Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmitteln wollen wir drastisch reduzieren. Pflanzenschutzmittel und vielgliedrige Fruchtfolgen müssen verringert werden. Wir fordern verbindliche Kriterien und Kontrollen für die Tierhaltung und ein Käfighaltungsverbot. Wir setzen uns für eine EU-weite, transparente und verlässliche Herkunfts-, Nachhaltigkeits- und Regionalkennzeichnung ein.
Themen: Klimaschutz

5

Unterstützt Ihre Partei eine Überarbeitung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die auf die Ziele der Farm-to-Fork-Strategie & Green Deal einzahlt sowie die Stärkung der Unterstützung für Landwirten bei der Umstellung auf agrarökologische Verfahren? Ja/Ja, aber keine Abschaffung Direktzahlungen/Nein
Ja. Die bisherige Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist nicht genutzt worden, um den überfälligen sozialökologischen Umbau in der Landwirtschaft und den ländlichen Räumen im erforderlichen Maß voranzubringen. Sie sichert vor allem die Profite der Agrarkonzerne. Große Teile der Landwirtschaft sind für den Verlust der Artenvielfalt mitverantwortlich. Die Agrarförderung, insbesondere die sogenannten Flächenprämien, müssen nach sozialen, ökologischen und gemeinwohlorientierten Kriterien und für einen nachhaltigen Umbau von Landwirtschaft und Ernährung eingesetzt werden. Die pauschale Förderung von Junglandwirt*innen der GAP wollen wir durch eine nicht flächengebundene Förderung ersetzen. agWir fordern freiwillige Ausstiegsprogramme für Landwirt*innen aus der Tierhaltung. Wir setzen uns für die Ausweitung der Prämien in der Landwirtschaft für das Anpflanzen von Hülsenfrüchten ein, für die Förderung des Verzehrs und für die Aufwertung von Böden.
Themen: Landwirtschaft

6

Unterstützt Ihre Partei die Erhöhung der europ.&nationalen Investitionen in die Natur auf mind. 50 Mill. €/Jahr, um die Biodiversitätskrise zu bewältigen, Resilienz gegen Klimakatastrophen zu verbessern &nachhaltige Lebensmittelproduktion zu fördern? Ja /Nein /Ja zur Erhöhung, Summe nicht festgelegt
Ja. Dafür will Die Linke die geplanten Rüstungshaushalte EVF, EFF und die Ausgaben für „Militärische Mobilität“ und PESCO in Investitionen für sozialökologischen Umbau und Energieunabhängigkeit umwidmen. Statt einer Neuauflage der Austeritätspolitik braucht ein stabiles Europa massive öffentliche Investitionen in Soziales, Bildung, Gesundheit, in die Natur und den klimagerechten Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft - auch der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion.
Themen: Ökologie

7

Setzt sich Ihre Partei für den Schutz von Naturschutzflächen und die Erreichung der Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie und des Globalen Rahmens für die biologische Vielfalt ein, indem sie freiwillige Zusagen in rechtsverbindliche Ziele für alle EU-Mitgliedstaaten umwandelt? Ja/Nein
Ja. Die selbst gesteckten Naturschutzziele der EU werden deutlich verfehlt. Wildtiere und ihre Lebensräume müssen besonders geschützt werden. Internationale Arten- und Naturschutzabkommen (Kunming-Montreal-Abkommen) müssen konsequent umgesetzt werden. Schutzgebiete wie Natura 2000 und Wildnisflächen wollen wir ausweiten. Der Schutz muss unter strenger Kontrolle und Einhaltung der Fauna-Flora-Habitatrichtlinien (FFH) geschehen. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie für einen guten ökologischen Gewässerzustand und ihre Tochterrichtlinien dürfen nicht aufgeweicht oder geöffnet werden. Es braucht konsequente Vertragsverletzungsverfahren bei Versäumnissen. Das EU-LIFE- Programm wollen wir weiter aufstocken. Wir unterstützen einen neuen EU-Naturschutzfonds, um die Aufgaben (Wiedervernässung von Mooren) aus dem sogenannten Nature Restoration Law zu finanzieren. Die Finanzierung von Naturschutz durch Ausgleichsmaßnahmen für Biodiversitätsverlust oder andere Naturfinanzmärkte lehnen wir ab.
Themen: Klimaschutz

8

Setzt sich Ihre Partei für rechtliche Maßnahmen ein, umweltschädliche Subventionen inkl. für fossile Brennstoffe zugunsten des ökologischen Wandels und der Unterstützung sozial benachteiligter Menschen & wichtiger Wirtschaftssektoren umzulenken? Ja/Nein/Ja, aber ohne neue rechtliche Maßnahmen
Ja. Im Verkehr etwa soll gelten „Bahn vor Flugzeug“. Klimaschädliche Subventionen des Flugverkehrs wollen wir abschaffen, um Bahntickets mit öffentlichen Subventionen verbilligen. Mit der Gründung einer United Railways of Europe kann bis 2035 ein Europatakt eingeführt werden, mit Verbindungen im Stundentakt zwischen den europäischen Haupt- und Großstädten - bezahlbar und barrierefrei. Wir wollen den ÖPNV überall in Europa ausbauen und kostenfrei machen, um für möglichst viele Menschen funktionierende Alternativen zum Individualverkehr zu schaffen. Förderprogramme und staatliche Infrastrukturprogramme müssen den Umbau in allen Sektoren unterstützen. Die Linke fordert darum mehr Geld für den Klimasozialfonds, um Ungerechtigkeit durch Preissteigerungen durch Klimaschutzmaßnahmen (Mobilität, Heizen) auszugleichen: Eeine Kopplung an das ETS-2 lehnen wir dabei ab. In Deutschland fordern wir ein Klimageld als Direktzahlung zur Unterstützung für Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen.
Themen: Klimaschutz