Wahlprüfstein Europawahl 2024
VPLT - Der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V.
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Wie wollen Sie die Veranstaltungswirtschaft bei der Erstellung von PEFSR und OEFSR (Empfehlung der EU-Kommission vom 16.12.2021) unterstützen? Planen Sie weitere Unterstützungsleistungen für KMU und Verbände zur Durchführung wissenschaftlicher Untersuchungen, um dem Green Deal nachkommen zu können?
Die Organisation umweltfreundlicherer Veranstaltungen bedeutet sicherlich auch mehr Planung und einen gewissen Aufwand. Aber es lohnt sich. Eine Studie der HWR Berlin errechnete, dass eine Person auf einer Veranstaltung im Durchschnitt 2 kg Müll produziert und einen CO2-Fußabdruck von 37 kg CO2 erzeugt. Die Linke spricht sich dafür aus, dass die EU-Förderung für Projekte in der Rubrik „Innovative Forschung über das europäische Kulturerbe und die Kultur- und Kreativwirtschaft“ fortgeführt wird. Im Europaparlament werden wir uns dafür in den Beratungen über den EU-Haushalt 2028 - 2034 einsetzen. Wir alle sind gefordert, die Klimakatastrophe abzumildern und zum Beispiel Starkregenereignisse nicht noch schlimmer werden zu lassen. Bei dieser Aufgabe sollte jedoch niemand alleingelassen werden.
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Über Digitale Produktpässe sollen in Zukunft auch Nachhaltigkeitsleistungen einzelner Produkte abrufbar gemacht werden. Halten Sie an dieser Zielsetzung fest und wie sehen die folgenden politischen Bestrebungen in diesem Aspekt aus?
Wir unterstützten Nachhaltigkeitsleistungen und weitere Anforderungen für Produktpässe, die in der Ökodesign-Verordnung festgelegt sind. Im April haben wir im Europäischen Parlament für den Gesetzentwurf gestimmt, der noch in diesem Jahr in Kraft treten wird. Wir sehen in den digitalen Produktpässen eine große Chance, um die Rückverfolgbarkeit von Produkten zu gewährleisten sowie allgemein mehr Transparenz in der Wertschöpfungskette herzustellen. Für uns war es wichtig, dass es einen kostenlosen und einfachen Zugang zu digitalen Produktpässen gibt, diese vollständig interoperabel mit anderen digitalen Produktpässen sind und dass personenbezogene Daten nur im Einklang mit der Datenschutzgrundverordnung gespeichert werden dürfen. Außerdem begrüßen wir das geplante öffentlich zugängliche Webportal, um die in digitalen Produktpässen enthaltenen Daten zu suchen und zu vergleichen. Details wie die technische Umsetzung des Produktpasss werden in delegierten Rechtsakten der Europäischen Kommission nach und nach umgesetzt. Diesen Prozess werden wir mit unseren parlamentarischen Kontrollrechten begleiten.
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Wie wollen Sie flexiblere Arbeitszeiten (Pausenzeiten, tägl. Arbeitszeiten) innerhalb der vorgebebenen Wochenarbeitszeit von durchschnittlich 48 Stunden innerhalb von vier Monaten (2203/88/EG) ermöglichen (Anpassung des §10 ArbzG) und gleichzeitig Verstöße gegen die zulässige Arbeitszeit verringern?
Wir setzen uns für kürzere Arbeitszeiten ein – erster Schritt ist eine Verringerung der zulässigen Höchstarbeitszeit von 48 auf 40 Wochenstunden. Geteilte Dienste, in denen „Pausen“ zwischen Teilen des Arbeitstages liegen, wollen wir abschaffen: Die gesamte Zeit zwischen Dienstbeginn und Dienstende innerhalb eines Arbeitstages muss bezahlt werden (bzw. bei Nachschichten Tag des Dienstbeginns und Ende des Dienstes am folgenden Tag). Wir kommen damit Artikel 2 der Europäischen Sozialcharta nach, der die Verpflichtung enthält, „die Arbeitswoche fortschreitend zu verkürzen“. Wir schlagen dafür eine Verkürzung auf etwa 30 Stunden pro Woche (bzw. eine 4-Tage-Woche)vor, flexibel wählbar über die Berufsbiografie. Das muss mit einer verbindlichen Arbeitszeiterfassung für alle Beschäftigten kombiniert sein. Das entspricht dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes und schützt die Beschäftigten vor Arbeitsverdichtung und Lohnbetrug durch nicht erfasste Arbeitszeiten. Damit Beschäftigte künftig besser geschützt werden, setzen wir uns für EU-Arbeitsschutzrichtlinien gegen Stress und körperliche Überlastung in der Arbeit ein.
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Es braucht eine klare Definition des Dienst- & Werkvertragsverhältnisses, um Scheinselbstständigkeit zu stoppen. Wie wollen Sie neben der Richtlinie über Plattformarbeit & im Sinne der Europäischen Säule Sozialer Rechte die Grenzen des Unternehmertums definieren und die Marktüberwachung verbessern?
Wir wollen, dass die EU-Richtlinie zur Plattformarbeit für alle Beschäftigten umfassend umgesetzt wird, damit Mindestlöhne, Arbeitszeitregelungen, Sozialversicherungsschutz, betriebliche Mitbestimmungsrechte und das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung nicht ausgehöhlt oder umgangen werden. Die Kriterien der EU-Richtlinie zur Abgrenzung von abhängiger Beschäftigung und selbstständiger Tätigkeit sind ausreichend, um Schein-Selbstständigkeit zu identifizieren. Darüber hinaus wollen wir Werkverträge und Leiharbeit strenger regulieren, um Lohndumping und prekäre Arbeitsverhältnisse zu unterbinden. Zudem setzen wir uns dafür, dass die Begriffe „Betrieb“ und „Arbeitnehmer*in“ an die durch Digitalisierung und Internationalisierung neu entstandenen Realitäten in der Arbeitswelt angepasst werden. Der betriebsverfassungsrechtliche Arbeitnehmer*innenbegriff muss so erweitert werden, dass auch Arbeitnehmerähnliche und Leiharbeitende mit einbezogen sind, damit auch die Interessen dieser Beschäftigtengruppen durch Betriebsräte vertreten werden können.
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Die EU zielt in der Mindestlohnrichtlinie auf ein Tarifbindungsziel von 80% je Mitgliedsstaat. Wird das Ziel nicht erreicht, sollen Aktionspläne von den Staaten zur Förderung der Tarifbindung erstellt werden. Wie sehen Sie die vergleichsweise niedrige Tarifbindung in D? Planen Sie weitere Maßnahmen?
Die Tarifbindung in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Nach Daten des IAB-Betriebspanel arbeiteten 2022 nur noch 41 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit Branchentarifvertrag. Deshalb begrüßen wir die Verpflichtung zu Aktionsplänen bei einer geringeren Tarifbindung als 80 Prozent durch die EU-Mindestlohnrichtlinie. Als Maßnahmen dafür fordern wir ein Tariftreuegesetz, das die Vergabe öffentlicher Aufträge und (auch europäischen Förder-)Gelder nur an tarifgebundene Firmen vorsieht. Die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen wollen wir vereinfachen, indem der Antrag der Gewerkschaften dafür ausreicht. Die Möglichkeit für Arbeitgeber*innen, Mitglied eines Verbandes ohne Tarifbindung zu sein, wollen wir abschaffen. Zudem fordern wir, dass Tarifverträge bei Unternehmensabspaltungen bzw. Betriebsübergängen weiterhin gelten.
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Die Anerkennung der Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung soll europaweit gefördert werden. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen?
Die Anerkennung der Gleichwertigkeit von beruflichen und akademischen Abschlüssen ist überfällig. Die Linke begrüßt den gemeinsamen europäischen Studienabschluss. Die EU sollte mit Modellprojekten, wie 1989 beim European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) oder den schon von 2,2 Mill. Studierenden genutzten European Student Cards (ESC) vorangehen. Andererseits fehlen bisher vergleichbare Schritte bei der Europäisierung der Berufsausbildungen. Auch wenn die Mobilitätsprogramme "Europe on the move" und der Talent-Pool hochgefahren wurden und auch für die Berufsausbildung geöffnet wurde, ist dies nicht hinreichend. Für den nächsten MFR erwarten wir einen wachsenden ESF+Fonds.
Die gewachsene europäische Mobilität während der Ausbildung löst jedoch nicht das weithin offene Problem der europaweiten (und auch darüber hinaus gehenden) Anerkennung der Abschlüsse. Es muss für die Beschäftigten und die Firmen eine gesicherte und einfachere europaweite Auswahl geschaffen werden.
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Fachkräftemangel und Nachwuchsförderung in der Veranstaltungswirtschaft haben sich durch die Corona Pandemie zugespitzt. Insb. bürokratische Anforderungen für Fachkräfte aus Drittstatten, um in Deutschland zu arbeiten, sind immens. Wie möchten Sie Hürden abbauen und internat. Zugang weiter fördern?
Wir wollen, dass der Zugang für Migrant*innen und Geflüchtete zum Arbeitsmarkt und die Anerkennung ihrer Qualifikationen, Berufsabschlüsse und -erfahrungen einfacher werden. Geflüchteten und Migrant*innen erweiterte und leichtere Möglichkeiten für aufenthaltsrechtliche "Zweck-" und "Spurwechsel". Dazu muss es auch mehr niedrigschwellige Angebote für Sprach- und Integrationskurse geben. Dafür braucht es Kommunen, die finanziell ausreichend ausgestattet sind. Zu ihrer finanziellen Unterstützung fordern wir einen EU-Fonds für Willkommenskommunen. Kommunen, die ihre Willkommenskultur verbessern wollen, können damit Mittel für Versorgung und Integration von Geflüchteten beantragen. Für Branchen mit Fachkräftemangel könnten zusätzliche Ausbildungsgänge eingerichtet werden, die auf Eingewanderte und Geflüchtete als Zielgruppe zugeschnitten sind. Ein weiteres zentrales Mittel gegen Fachkräftemangel in vielen Branchen ist grundsätzlich die Verbesserung der Bezahlung und der Arbeitsbedingungen, mit dem Ziel, gute Arbeitsbedingungen für alle zu schaffen und prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu beseitigen.
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Die Kultur- & Kreativwirtschaft war eine Idee in GB 1998. Kulturwissenschaftler und wir fordern eine Überprüfung von Definition & Ziel. Die Veranstaltungswirtschaft ist maßgeblich beteiligt an dem Erfolg anderer Wirtschaftszweige. Wie wollen Sie Verknüpfungen der VAW stärken und die KKW neu ordnen?
Die KKW (CCI) hat innerhalb der EU mehr Beschäftigte als die Automobilindustrie. Die Arbeitsplätze wandern nicht ab. Allerdings sind die Einkommen oft niedrig.
Ein faires Urhebervertragsrecht ist keine ausreichende Lösung, denn in dieser Branche gibt es viele Beschäftigte, die kein Copyright auf ihr täglich Brot haben werden, seien sie nun Bühnentechniker, Ankleiderinnen, Layouter, Spielesoftwareingenieurinnen oder Caterer am Filmset. Wir setzen uns deshalb seit Jahren, zuletzt in einem Bericht 2023, für ein Fair-Work-Siegel ein, damit Käufer*innen und Nutzer*innen von Konzerten oder Spiele-CDs wissen: hier wird gut bezahlt.
Die Linke setzt sich auch für mehr Förder- und Kreditprogramme (schon wegen der gestiegenen Energiekosten), die kulturelle Produktionen und die mit ihr verbundenen Dienstleistungen, wie sie die VAW leistet, anerkennen. Größere Freistellungen vom Beihilferecht, wie die VAW während der Pandemie forderte, unterstützen wir nachdrücklich.