Wahlprüfstein Europawahl 2024

ProVeg e.V.

1

Befürwortet Ihre Partei einen gleichen Mehrwertsteuersatz für pflanzliche und tierische Lebensmittel? (z.B. pflanzliche Milchalternativen und Milch, oder pflanzliche und tierische Burger)
Ja. Die Linke setzt sich schon lange für eine Gleichsetzung von pflanzlichen Lebensmitteln bei der Mehrwertsteuer ein. Im Bundestag hat die Fraktion der Linken beantragt, dass Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer befreit werden. Viele Menschen wollen sich gesund und mit gutem Gewissen ernähren, können es sich aber nicht leisten. Das wollen wir ändern.
Themen: Klimaschutz

2

Unterstützt Ihre Partei die Verlagerung der Subventionen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) weg von der Viehwirtschaft hin zu mehr pflanzlichen Produkten?
Ja. Unsere Landwirtschaft ist nicht zukunftsfähig. Die Linke nimmt Tier- und Umweltschutz ernst, deshalb sprechen wir uns für eine deutliche Reduzierung der Tierzahlen aus. Die GAP muss grundsätzlich umstrukturiert werden: Die Gelder sollen in Zukunft nur noch gemeinwohlorientiert vergeben werden. Gerade Deutschland ist extrem abhängig von Importen von Obst und Gemüse. Um die pflanzliche Eiweißversorgung zu sichern, braucht es massive Investitionen in den Anbau von Hülsenfrüchten. Freiwillige Um- und Ausstiegsprogramme aus der Tierhaltung müssen entwickelt werden, um Landwirt*innen die Möglichkeit zu geben, sich selbstbestimmt umzuorientieren.
Themen: Klimaschutz

3

Unterstützt Ihre Partei die Umsetzung von verbindlichen Zielen zur Verbesserung von Gesundheit in der GAP und ihren nationalen Strategieplänen? Bitte erläutern Sie, wenn Sie konkrete Ziele haben.
Die Linke unterstützt den Ansatz verbindlicher Ziele und nationaler Strategiepläne. Die Bundesregierung hat es bisher verpasst, die massiven Mängel im Bildungs-, Gesundheits- und Lebensmittelbereich strategisch anzugehen. Das wollen wir ändern. Mithilfe öffentlicher Investitionen wollen wir Bildung und Gesundheit verbessern. Eine verbesserte Gesundheit durch hochwertige, sichere und nahrhafte Lebensmittel erreichen wir nur, wenn diese auch bezahlbar und lokal zugänglich sind. Deutschland hat das Menschenrecht auf angemessene Ernährung anerkannt, begeht allerdings laut einem aktuellen Rechtsgutachten Verfassungsbruch beim Bürgergeld. Die Regelsätze reichen nicht für eine Versorgung mit nahrhaften, gesunden Lebensmitteln. Ein konkretes Ziel ist die Verbesserung der Verpflegung in Schulen und Erziehungseinrichtungen: Schuläcker können Teil der Bildung und Erziehung werden, Kantinen müssen mehr und besser mit regionalen und gesunden Lebensmitteln versorgt werden. Die Verpflegung in Schulen und Kitas wollen wir beitragsfrei machen.
Themen: Klimaschutz

4

Unterstützt Ihre Partei die Umsetzung von verbindlichen Zielen zur Verbesserung von Umwelt- und Klimaauswirkungen in der GAP und ihren nationalen Strategieplänen? Bitte erläutern Sie, wenn Sie konkrete Ziele haben.
Wir unterstützen die Umsetzung der Ziele. Allerdings reichen diese nicht aus, um eine soziale und ökologische Agrarwende zu erreichen. Gerade in Deutschland wird nicht für den eigenen Bedarf, sondern für den Weltmarkt produziert. Der extrem hohe Anteil an Massentierhaltung in Deutschland führt sogar zu Fleischexporten nach China. Wir wollen deshalb die GAP grundlegend reformieren und alle Zahlungen nach sozialen, ökologischen und gemeinwohlorientierten Kriterien ausrichten. Konkrete Ziele sind z.B. ein freiwilliges Ausstiegsprogramm aus der Tierhaltung und ein umfassendes Förder- und Weiterbildungsprogramm für Landwirt*innen, das finanzielle Unterstützung leistet und Wissen für die sozialökologische Agrarwende schafft.

5

Unterstützt Ihre Partei die Umsetzung verbindlicher EU-Ziele zur Steigerung des Konsums von pflanzlichem Eiweiß?
Ja. Wir setzen uns für die Ausweitung der Prämien in der Landwirtschaft für das Anpflanzen von Hülsenfrüchten ein, für die Förderung des Verzehrs und für die Aufwertung von Böden. Das ist Teil einer Eiweiß-/Proteinstrategie und eines nachhaltigen Ackerbaukonzepts.
Themen: Klimaschutz

6

Unterstützt Ihre Partei die Entwicklung von Produkten, die aus Zellen oder Fermentationsprozessen gewonnen werden, um tierische Produkte zu replizieren, z.B. kultiviertes Fleisch?
Die Linke ist grundsätzlich für mehr Forschung, um auch in Zukunft das Menschenrecht auf angemessene Ernährung zu sichern.
Themen: Klimaschutz

7

Befürwortet Ihre Partei die Anwendung des Verursacherprinzips auf den Agrarsektor? Zum Beispiel im Rahmen eines Systems, das mit einem Emissionshandelssystem (EHS) oder einer Kohlenstoffsteuer auf alle Treibhausgasemissionen vergleichbar ist?
Es wird Zeit, das Agrarsystem radikal zu verändern. Natürlich müssen gerade die Verursacher von klimaschädlichen Treibhausgasen in die Pflicht genommen werden diese zu reduzieren. Allerdings ist es hierbei wichtig zu schauen, was produziert wird und für wen. Ziel muss es sein, eine solidarische europäische Landwirtschaft zu schaffen, in der ausreichende Nährstoffe produziert werden, die Lebensmittel bezahlbar und lokal zugänglich sind und Klimaziele eingehalten werden. Emissionshandelssysteme sehen wir kritisch: sie unterscheiden zum Beispiel nicht zwischen der Produktion zur Erfüllung der Grundbedürfnisse und Luxusgütern. Auch müssen Landwirt*innen von der Produktion von Nahrungsmitteln leben können. Die Kosten müssen durch die Erzeugerpreise gedeckt werden. An dieser Stelle gibt es schon jetzt enorme Probleme wie die Bauernproteste klar zeigen.
Themen: Klimaschutz

8

Unterstützt Ihre Partei die Festlegung verbindlicher Ziele, um den Anteil gesunder und nachhaltiger Lebensmittel am Supermarktverkauf zu erhöhen?
Gesunde und nachhaltige Lebensmittel müssen für alle bezahlbar sein. Das hat einen größeren Effekt als verbindliche Ziele für den Anteil gesunder Lebensmittel in den Regalen, die man sich dann doch nicht leisten kann. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Insbesondere Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen hat die enorme Inflation bei Lebensmittelpreisen über die letzten drei Jahre hart getroffen. Wir fordern deshalb einen Lebensmittelpreisstopp für einen Warenkorb aus Grundnahrungsmitteln: Die großen Supermarktketten müssen garantieren, dass ein Warenkorb aus Grundnahrungsmitteln zu bezahlbaren Preisen angeboten wird. Orientierungsgröße muss der Bürgergeld-Regelsatz für Nahrungsmittel & alkoholfreie Getränke sein. Darüber hinaus unterstützen wir Ideen, die konkret dafür sorgen, dass mehr Menschen mehr Zugang zu frischem Obst und Gemüse und wenig verarbeiteten Produkten haben.
Themen: Klimaschutz